Jeden Samstag mäht der Nachbar seinen Rasen, denn er darf nicht länger wachsen als ein paar Zentimeter. Heruntergefallene Blätter und Blüten werden zusammengeharkt und in den Restmüll geworfen. Meinen Garten nennt er nur „Urwald“ und schnaubt dabei verächtlich, während er seine Seite der Hecke auf der Grundstücksgrenze penibel zurechtstutzt.
An der Gartengestaltung scheiden sich die Geister – und das ist auch gut so. Schlimm wäre es, wenn man neben der Baugenehmigung für das eigene Haus auch noch seinen geplanten Garten abnehmen lassen müsste. Denn genau diese Gleichmacherei ist es, die die Wildtiere von den heimischen Feldern vertreibt, auf denen sie weder Unterschlupf noch Nahrung finden.
Lebensraum für Mensch und Tier
Mag der Nachbar noch so die Nase rümpfen über meinen nicht gemähten Rasen, die herumliegende Stöcke und das Fallobst, der Naturgarten wird immer beliebter. Es gibt sogar Naturgartenfirmen, die den Garten natürlich gestalten, für den Fall, dass die Natur nicht von alleine wächst, wie sie will. Ich habe mich entschieden, der Natur etwas zurückzugeben, was durch den Bau des Hauses zerstört wurde: Lebensraum für Insekten, Vögel, Reptilien, Amphibien und Säugetiere. Sie sollen sich hier ebenso zuhause fühlen wie ich.
Ein Ausblick, der gefällt
Auch wenn der Naturgarten einen Beitrag zum Naturschutz und der Artenerhaltung beiträgt, so ist „naturnah“ nicht gleichbedeutend mit „ungepflegt“. Er hat sein eigenes System und wird durch die tierischen Bewohner zu einem besonderen Blickfang. Letztendlich bedeutet er für den Gartenbesitzer weniger Aufwand, da der Garten ein natürliches Gleichgewicht erlangt hat – und natürlich das wöchentliche Rasenmähen entfällt!
Die Gestaltung des eigenen Gartens bleibt jedem Eigentümer selbst überlassen, und auch rechtlich hat der Nachbar keine Chance, denn er muss herübergewehtes Laub, Pollen oder Nadeln klaglos ertragen. Und eine alte Weisheit bleibt: Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters.