Piet Oudolf

Design trifft Natur

Den „Rockstar unter den Gartengestaltern“ nennt ihn das Wall Street Journal. Der Mann, dem dieser Titel verliehen wurde, heißt Piet Oudolf und wurde am 27. Oktober 1944 im niederländischen Haarlem geboren. Er ist ein „Spätentwickler“ was die Gartengestaltung angeht: Seine Eltern waren Restaurantbetreiber, er arbeitete als Kellner und Barkeeper, danach als Fischhändler und Stahlarbeiter. Erst mit 25 Jahren wurde er zum Gärtner und Gartengestalter.

Bild oben: Lurie Garden, Millennium Park, Chicago, Bildquelle: Dan Hiris, CC BY 2.5

„Ich gärtnere, weil ich Pflanzen liebe. Für mich sind sie Werkzeug. Mit ihnen drücke ich mein Innerstes aus.“ Piet Oudolf

Oudolfs Markenzeichen ist sein naturalistischer „New Dutch Wave“ genannter Stil. Das sind sorgfältig geplante und zusammengestellte Stauden- und Gräserlandschaften. Seine Gärten schaffen beim Betrachter die Illusion unberührter Natur. Präriegärten will der Gestalter sie nicht nennen, „ich erschaffe keine Prärie, ich erschaffe einen Garten“. Und um so „natürlich“ auszusehen ist auch Pflege nötig.

Gestalterische Entwicklung

War Oudolf zunächst von Mien Ruys beeinflusst, die Gärten mit strengen Linien und in Form geschnittenen Gehölzen anlegte, so begann er bald Gräser in die Beete zu pflanzen. Damit sah der Garten schon ursprünglicher aus, ein Novum zu dieser Zeit. Dann ging er dazu über, Stauden und Gräser in großen Gruppen zu pflanzen. Das wirkte sehr beeindruckend, ähnelt aber noch nicht dem Vorbild Natur. Um sich diesem weiter anzunähern, ist er nun zur „Matrixpflanzung“ übergegangen. Zuerst wird dazu eine Fläche mit Gräsern oder anderen Bodendeckern bepflanzt, dazwischen kommen dann Stauden und Gehölze für einen besonders natürlichen Effekt.

Oudolf erinnert sich an seine Anfangszeiten: „Damals gab es viele Dogmen, ich habe mich sehr eingeschränkt gefühlt“. Die Maxime war ein ordentlicher Garten, Gestaltung war eigentlich nur Dekoration. Er und andere unkonventionelle Gartengestalter wie Henk Gerritsen sahen und sehen das anders: „Wir fanden, dass auch verblühte Pflanzen einen ästhetischen Wert haben. Warum sollte man sie herausreißen, wenn ihre Samen gut für die Vögel sind?“ Deshalb hält er auch nichts von Gärtnern, die im Garten unablässig Ordnung schaffen, beispielsweise alle Pflanzen im Herbst radikal zurückschneiden. Oudolf nennt das „Gärtner-ADHS“.

Weltbekannt durch drei Projekte in den USA

Piet Oudolfs Ruhm beruht hauptsächlich auf drei Projekten:

  • der Gestaltung der „Gardens of Rememberence“ für die Opfer des 11. Septembers 2001 im Battery Park an der Südspitze Manhattans
  • dem High Line Park auf der 2,3 Kilometer langen ehemaligen Hochbahntrasse im westlichen Manhattan
  • dem zweieinhalb Hektar großen Lurie Garden im Millenium Park in Chicago

Natürlich hat er auch in Europa seine Spuren hinterlassen: In Wisley, dem Hauptstandort der britischen Gartengesellschaft, legt er seine Rabatten an, eine Ehre, die nur wenigen Designern gewährt wird.

Hinzu kommen Projekte in Irland, Italien, Schweden, natürlich den Niederlanden und auch in Deutschland. Beispielsweise gestaltete er den gräflichen Park in Bad Driburg. Seine Auftraggeberin Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff erinnert sich, dass „auch eine sehr starke Persönlichkeit wie Piet Oudolf durchaus kompromissfähig sein kann“. So stellt sie zwei Jahre nach Fertigstellung des Parks fest, dass die Zeit bis zur Blüte der ersten Stauden im Juni einfach zu lang ist. Oudolf nimmt es ihr nicht übel, sondern holt die niederländische Tulpenexpertin Jacqueline van der Kloet. Seitdem läuten hier über 70.000 Blumenzwiebeln von Tulpen, Narzissen und Traubenhyazinthen den Frühling ein.

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Oudolfs Garten im Gräflichen Park Bad Driburg, Christopher Figge, CC BY 3.0
Oudolfs Garten im Gräflichen Park Bad Driburg, Christopher Figge, CC BY 3.0

Piet Oudolf als Pflanzenzüchter und Buchautor

Oudolf belässt es aber nicht bei der Gestaltung allein. Er gründet 1977 mit seiner Frau Anja zusätzlich die Firma „Future Plants“ . Hier züchtet er genau die besonders widerstandsfähigen und pflegeleichten mehrjährigen Pflanzen, die er für seine Projekte braucht. 1982 geht das Paar, um mehr Platz zu haben, mit seinen beiden Söhnen nach Hummelo in der niederländischen Provinz Gelderland, etwa 25 Kilometer nördlich von Emmerich. Dort eröffnen sie die Ziergärtnerei „De Koesterd“, die sie Ende 2010 wieder aufgeben. Seitdem arbeitet Oudolf nur noch als Gartengestalter.

Einige von Piet Oudolfs bevorzugten Pflanzen

Allein oder mit gleichgesinnten Gartengestaltern verfasst Piet Oudolf zahlreiche Gartenbücher, von denen die meisten auch in deutscher Sprache erschienen sind.

Kritische Stimmen

 

Oudolfs Konzept ist in der Fachwelt nicht unumstritten. So ist der konservative Historiker Robin Lane Fox aus England der Ansicht, dass sich Oudolfs Gestaltungen nur für Industriebrachen eigne und vergleicht seine Pflanzungen mit den Randstreifen der Autobahn.

Oudolf sieht sich selbst als „Ökosystem-Ingenieur“, der einem Übermaß an Beton Wildnis entgegensetzt und so die Artenvielfalt fördern will. Daher sind Oudolfs Entwürfe vor allem für ausgedehnte Flächen geeignet. In Privatgärten sind sie dagegen nicht immer leicht nachzupflanzen. Oudolf rät daher, erst einmal auf einer kleineren Fläche zu beginnen, die beispielsweise durch eine Hecke abgetrennt ist. Sein „Geheimtipp“: die richtigen Pflanzen nehmen und Zeit lassen. Was richtig ist, hängt dabei vom jeweiligen Standort ab und kann oft nur im Experiment ergründet werden.

Besucher willkommen

Der Privatgarten von Piet Oudolf ist von Mai bis Oktober an bestimmten Tagen zu besichtigen. Informationen zu den Öffnungszeiten, seinen Projekten und Pflanzpläne zum Download finden Interessierte auf der Homepage des Gartengestalters unter www.oudolf.com.

 

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