Bill Mollison – Vater der Permakultur

Kritik an der industriellen Landwirtschaft gibt es viel: Dünger und Pestizide gelangen ins Grundwasser, Bodenerosion, Massentierhaltung und der Verlust der Artenvielfalt durch die immer größeren als Monokultur bepflanzten Ackerflächen. Dieser Trend scheint seit Jahren unabänderlich, doch ein Mann hat einen Gegenentwurf zur schädlichen Ausbeutung der Natur entwickelt. Bill Mollison gilt als „Vater der Permakultur“.

It was so strange. We’d had agriculture for 7,000 years, and we’d been losing for 7,000 years — everything was turning into desert. So I wondered, can we build systems that obey ecological principles? We know what they are, we just never apply them. Ecologists never apply good ecology to their gardens. Architects never understand the transmission of heat in buildings. And physicists live in houses with demented energy systems. It’s curious that we never apply what we know to how we actually live. Bill Mollison

Der Weg zur Permakultur

Mollison wurde 1928 in dem kleinen Fischerdorf Stanley in Tasmanien geboren und verließ die Schule mit 15, um in der Bäckerei seiner Eltern auszuhelfen. Bis 1954 arbeitete er in verschiedenen Berufen wie Förster, Trapper und Traktorfahrer. Schließlich führte er für die Wildlife Survey Section Feldforschungen mit Kaninchen, Heuschrecken und Beuteltieren durch. Später erforschte er Nahrungsketten in den Flüssen Tasmaniens und ab 1966 arbeitete er bereits halbtags als Lehrer, bis er schließlich seinen Abschluss in Biogeographie machte. Anschließend lehrte er an der University of Tasmania Umweltpsychologie und forschte währenddessen über die Abstammung der tasmanischen Aborigines. Deren Wiederverwendung aller Rohstoffe inspirierten ihn zu seinem Konzept der Permakultur, deren Sandmuster ihm die Form für seine Kräuterspirale vorgaben. 1967 las er einen Bericht über die unaufhaltsame Zerstörung der Umwelt und zog sich daraufhin für drei Wochen zurück, bis er realisierte, dass er dagegen ankämpfen kann und muss. Mit seinem Schüler David Homgren entwickelte er das Konzept der Permakultur und gemeinsam veröffentlichten sie 1974 „Permaculture One“. Drei Jahre später gründete er das Permaculture Insitute und lehrt seitdem sein Konzept, denn: „Because I was an educator, I realized that if I didn’t teach it, it wouldn’t go anywhere.“

Bill Mollison über die Zukunft der Erde, Permakultur, Leben und Tod, Gemeinschaft und Spiritualität 2005

Was ist Permakultur?

Der Begriff setzt sich aus permanent agriculture zusammen und wurde von Mollison und Holmgren geprägt. Mollison beschreibt den Aufbau langfristig ertragreicher landwirtschaftlicher Systeme als Gegenentwurf zum industriellen Agrarsystem. Ziel der Permakultur ist es, mit vorhandenen Ressourcen ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig zu wirtschaften. So ist der Verzicht auf Pestizide und das Halten von Laufenten zum Beispiel sehr nachhaltig – es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen „Schädlingen“ und „Nutztieren“ ein, außerdem bietet dieses System Platz für die Laufenten im Garten des Menschen. Mittlerweile umfasst das Konzept nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch Bereiche der Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen. Permakulturen lassen sich überall anwenden, im eigenen Garten oder sogar in der Stadt, wie Mollison erklärt: „Catch the water off your roof. Grow your own food. Make your own energy. It’s insanely easy to do all that. It takes you less time to grow your food than to walk down to the supermarket to buy it.”

Bill Mollisons Permaculture Lecture Series, Home Gardening Part I, 1194-1995

Auszeichnungen für Mollison

Mollison erhielt 1981 für seine Entwicklung der Permakultur den Right Livelihood Award, der als „Alternativer Nobelpreis“ bekannt ist. Er wurde Australian of the Year 2010 und unterrichtet noch heute seine Lehre der Permakultur. Der Mann, der wie eine gutgelaunte Mischung aus Großvater und Professor wirkt, erzählt dabei gerne Geschichten, die seinen Lehrinhalt bildreich vermitteln:

Titelbild: Flickr /  Nicolás Boullosa / CC BY 2.0 https://www.flickr.com/photos/faircompanies/2196164220/in/photostream/ 

Zitate aus einem Interview von Scott London 2005: http://www.scottlondon.com/interviews/mollison.html

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